Spannende Themen beim Landesjägertag

Die Vereinigung der Jäger des Saarlandes (VJS) hatte zum Saarländischen Jägertag 2023 in die Stadthalle von Merzig eingeladen. Dass trotz der brütenden Hitze – diesmal übernahm deshalb die VJS sogar alle Getränkerechnungen – so viele Jägerinnen und Jäger dieser Einladung Folge leisteten, hatte zweifellos etwas mit den ebenso aktuellen wie spannenden Themen zu tun. Auch die Anwesenheit des erst vor wenigen Wochen neugewählten Präsidenten des Deutschen Jagdverbandes (DJV) Helmut Dammann-Tamke trug zu diesem starken Andrang zweifellos bei. Nachdem Landesjägermeister Josef Schneider ihn neben den Mitgliedern und vielen weiteren Ehrengästen aus der Kommunal-, Landes- und Bundespolitik begrüßt hatte, sprach er in seinem Jahresbericht umgehend den im benachbarten Rheinland-Pfalz bereits heißdiskutierten Entwurf des neuen Landesjagdgesetzes an, der nach seiner Einschätzung völlig zu Recht auch an der Saar die Jägerschaft in größte Sorge versetze.

Fast beiläufig überraschte Schneider den neuen DJV-Präsidenten und wohl auch manches VJS-Mitglied mit dem Hinweis, dass die VJS als ältester Landesjagdverband (gegründet 1948) bereits 75 Jahre alt geworden sei. Aber wenig später war schon die Rede von der geplanten Neuregelung des rheinland-pfälzischen Landesjagdgesetzes. Der Landesjägermeister: „Als ich diesen Entwurf durchgelesen hatte, packte mich das kalte Grausen!“ Da solle unter anderem das bewährte deutsche Reviersystem in Frage gestellt und Tierschutz durch Tierleid ersetzt werden. Das würde zu einer kleinräumigen und im Ergebnis unkontrollierbaren Bejagung „nach Wild-West-Manier“ führen, wie es der DJV bereits so treffend formuliert habe.

In seinem Grußwort versicherte danach auch Dammann-Tamke: „Dieser Gesetzentwurf ist der schärfste Angriff auf das seit langem bewährte und weltweit anerkannte deutsche Jagdsystem, denn die eigentlich Leidtragenden sind neben der Natur nicht allein die Jäger, sondern die Eigentümer des Jagdrechts. Dieser Gesetzentwurf würde in Zukunft die Waldbesitzer, die Landwirte und die Jäger als Jagdrechtsinhaber durch staatliche Vorgaben entmachten. Was dort in Zukunft jagdlich geschieht, bestimmen dann nicht mehr wie bisher vertrauliche Pachtverträge zwischen Jägern und Waldeigentümern, das gibt dann allein Vater Staat vor.“ Gegen die aggressive Schärfe, wie der Gesetzentwurf in Rheinland-Pfalz jetzt jede vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Jägern und Grundeigentümern in die Tonne treten wolle, sei der vorangegangene politische Versuch einer Gesetzesänderung in Brandenburg noch vergleichsweise harmlos gewesen. In der jetzt bekannten Brutalität, mit der das bewährte Reviersystem und jede nachhaltige Jagd auch zum Schutz der Natur zerschlagen werden soll, stelle der Versuch in Rheinland-Pfalz die Pläne in Brandenburg bei weitem in den Schatten.

In seinem Jahresbericht wies der Landesjägermeister später darauf hin, dass dies aber aktuell längst nicht die einzige Sorge der saarländischen Jäger sei. So schössen auch an der Saar neue Photovoltaikanlagen auf Freiflächen wie Pilze aus dem Boden. Schneider fügte gleich hinzu: „Wir begrüßen zwar die Produktion von grüner Energie, Vorrang sollten aber die Dächer von Industriegebäuden und Wohnhäusern haben.“ Wenn schon große Solarparks gebaut werden, dürfe das nicht zu Lasten wertvoller Lebensräume für Tiere und Pflanzen gehen. Als Negativ-Beispiel erwähnte er die Grünbrücke über die Autobahn A8 bei Perl als einzige Möglichkeit für Wildtiere, diese stark befahrene und vollständig eingezäunte Autobahn sicher zu überqueren. Über diese Grünbrücke führe der uralte Rotwild-Fernwanderweg, der die einzige Verbindung zwischen dem Rotwildgebiet im nördlichen Saarland und den Rotwildgebieten im französischen Departement Moselle darstelle. Ausgerechnet da werde jetzt eine riesige Photovoltaik-Anlage geplant. In einem vertrauensvollen Gespräch mit Petra Berg habe die Umweltministerin zugesagt, sich dieser Problematik annehmen zu wollen.

Dann kam Schneider in seinem Jahresbericht auf die Streckenentwicklungen des abgelaufenen Jagdjahres zu sprechen. Beim Schalenwild müsse dieser Bericht diesmal sehr differenziert ausfallen. Beim Damwild seien 174 Hirsche und 392 Stücke weibliches Damwild erlegt worden. Und das fast ausschließlich im Kreis St. Wendel. Lediglich 14 Stücke Damwild seien außerhalb dieses lokalen Gebiets zur Strecke gebracht worden. Schneider: „Dafür ein kräftiges Waidmannsheil der Damwild-Hegegemeinschaft und ihren Jägern!“ Die Vorwürfe, die Jäger bekämen das Damwild rund um den Peterberg nicht in den Griff, müssten jetzt eigentlich verstummen.

Vergleichsweise gut habe es auch beim Rehwild ausgesehen: „Da kamen laut Landesjägermeister im letzten Jagdjahr 12.218 Stücke, davon 6.490 männliche und 5.728 weibliche zur Strecke, womit die absoluten Rekordstrecken aus den vergangenen Jahren mit jeweils mehr als 12.000 Abschüssen wiederum erreicht worden seien. Etwas anders habe sich die Situation beim Schwarzwild entwickelt, wo es aufgrund der extrem langen Hitze- und Dürreperiode des vergangenen Sommers, der viele Frischlinge zum Opfer gefallen seien, mit lediglich 5.049 erlegten Stücken zu einem deutlichen Einbruch nach der Rekordstrecke des Vorjahres mit 10.881 Abschüssen gekommen sei.

Geradezu verheerend falle die Jagdstatistik beim Niederwild aus, wenn auch die Streckenergebnisse wenig aussagekräftig seien, weil viele Reviere auf dessen Bejagung freiwillig verzichtet hätten: Hasen 226, Kaninchen 80, Fasanen 90 und Rebhühner 2. Neben dem Fuchs – mit dem laut Schneider bundesweit höchsten Besatz – sei insbesondere der hohe Krähenbestand dafür verantwortlich. Es sei nicht nachvollziehbar, dass im Saarland für die Krähe nicht – wie in allen anderen deutschen Flächenländern – generelle Jagdzeiten ermöglicht werden. Dabei leiste die VJS ihren nachhaltigen Beitrag für eine verbesserte Biodiversität. Schneider: „Im Juni haben wir eine Kooperationsvereinbarung mit der Landesentwicklungsgesellschaft Saarland und dem Umweltministerium unterzeichnet. Unsere erfolgreichen Projekte in den Landkreisen Saarlouis und St. Wendel werden damit zu dem landesweiten Projekt „Saarland Artenreich“ zusammengeführt.“

Genau dazu hatte auch der DJV-Präsident noch einiges zu sagen. „Die Rabenkrähe ist ein absoluter Gewinner von urban geprägten Landschaften. In Abstimmung mit den Naturschutzbehörden haben die Jäger in meiner niedersächsischen Heimat den klaren Auftrag, alle Prädatoren vom Marder bis zum Waschbär, und insbesondere die Rabenkrähen streng zu bejagen, um auch allen Arten, die nicht dem Jagdrecht unterliegen, echte Überlebenschancen zu bieten. Deshalb ist es für mich überhaupt nicht nachvollziehbar, warum man nur im Saarland als Flächenland die Rabenkrähe nicht bejagen darf.“ Aufbrandender Applaus ließ Dammann-Tamke wissen, dass er mit dieser Einschätzung nicht alleinstand.

Präsident Peter Hoffmann vom Bauernverband Saar nutzte die Gelegenheit, sich bei der VJS für die gute Zusammenarbeit zu bedanken. Er überreichte dem Landesjägermeister einen Scheck über 2.076 Euro, ein Zuschuss für eine weitere Drohne für die landesweite Kitzrettung der Jägerschaft.

Nach einem musikalischen Intermezzo durch das Jagdhornbläsercorps Merzig gingen in der schweißtreibenden Stadthalle dann die üblichen Regularien schnell über die Bühne. Die Berichte von Schatzmeister und Rechnungsprüfern ermöglichten die einstimmige Entlastung des Vorstands.

Schneider zeichnete dann verdiente Funktionsträger mit Verdienstnadeln aus. Insbesondere Ausbilder und Prüfer der VJS für ihre teils jahrzehntelange engagierte Tätigkeit, die vom Vorsitzenden des Aus- und Weiterbildungsausschusses, dem stv. LJM Armin Birk vorgeschlagen worden waren. Schatzmeister Stefan Kasel, der seine Tätigkeit für die VJS in hervorragender Weise seit 23 Jahren für die VJS ausübt und damit wohl der dienstälteste Schatzmeister eines Landesjagdverbandes ist, erhielt die Verdienstnadel der VJS in Gold.

Zum guten Schluss des diesjährigen Landesjägertages in Merzig hatte der stellvertretende Landesjägermeister Prof. Dr. Patrick Klär auch noch für LJM Josef Schneider eine ganz besondere Überraschung parat. Mit der Verleihung der goldenen VJS-Verdienstnadel für sein beispielloses Engagement, mit dem der Landesjägermeister seit vielen Jahren den Verband führe, bereitete er dem obersten Jäger des Saarlandes unübersehbar eine große Freude.

Dieter Ackermann

Fotos: Dieter Ackermann

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Fotos: VJS

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