Einheimische Hornisse vs. Asiatische Hornisse –
Nützling vs. Invasives Neozoon

Jägerinnen und Jäger aufgepasst!

Liebe Jägerinnen und Jäger,

bitte helfen Sie mit, der weiteren Ausbreitung der „Asiatischen Hornisse“ einen Riegel vorzuschieben! Im Wald, in Hecken, in Streuobstwiesen, auf dem Hochsitz können sich die Nester befinden!

Die asiatische Hornisse ist in ganz Europa meldepflichtig.

In Rheinland-Pfalz über das Artenfinderportal https://artenfinder.rlp.de/MeldeaufrufAsiatischeHornisse, im Saarland beim Ministerium für Umwelt, Ref. D/2 Arten- und Biotopschutz, Zentrum für Biodokumentation Herr Werno a.werno@umwelt.saarland.de mit Angabe ‚Wespe oder Nest‘, des genauen Fundortes und des Funddatums. Im zeitigen Frühjahr gefundene Tiere dürfen direkt abgetötet werden. Ab dem späteren Frühjahr sollte man versuchen, über den Flug der Tiere die Nestlage zu erkunden.

Niemals sollte man ohne Rücksprache mit den Ämtern aktive Nester beschädigen oder eine Entfernung versuchen. Das ist gefährlich, da Vespa velutina viel verteidigungsbereiter ist als unsere einheimische Hornisse und heimatlos gewordene Einzeltiere recht angriffslustig in der Nestumgebung überdauern.

Nestentfernungen sind wichtig, müssen aber geschulten Fachleuten überlassen werden. Auch wichtig ist, dass man keine einheimischen Wespenarten schädigt. Bevor man also Einzeltieren zu Leibe rückt, sollte man sicherstellen, dass es sich bei dem beobachteten Tier oder dem beobachteten Nest nicht um Vespa crabro oder die Mittlere Wespe Dolichovespula media handelt. Beide sind geschützt, ihre Königinnen sehen sich sehr ähnlich. Die Königin der Mittleren Wespe sieht aus wie eine kleinere Ausgabe der einheimischen Hornisse, die Arbeiterinnen der Mittleren Wespe können durch ihre überwiegend schwarze Zeichnung mit nur dünnen gelben Streifen auf Thorax und Abdomen (Hinterleib) mit Vespa velutina Arbeiterinnen verwechselt werden.

Informationen und Beratung erhalten Sie in den genannten Ämtern, bei den Imkerverbänden oder auch gerne bei der Autorin dieses Artikels (Dr. Susanne Meuser, s.meuser@mx.uni-saarland.de, Universität des Saarlandes oder meuser@saarlandimker.de, Landesverband Saarländischer Imker e.V., FB Bienengesundheit).

Hintergrundinformationen:

Soziale, also staatenbildende Wespen, sind in unseren Gärten die Aufräumer. Zugegeben, manchmal werden einige ihrer Vertreterinnen (deutsche Wespe Vespula germanica und Gemeine Wespe Vespula vulgaris) in der Picknicksaison etwas lästig, weil sie gerne mitessen. Zugegebenerweise können sie auch an Früchten Vorschädigungen verschlimmern. Aber ihr Nutzen überwiegt. Sie brauchen für die Ernährung ihrer Brut tierisches Protein, das sie durch den Fang anderer Insekten und deren Larven erjagen oder durch Wegräumen toter Tiere sammeln.

Viele ihrer Nahrungsinsekten, bzw. deren Larven, werden im Gartenbau als Schädlinge eingeordnet. Die Wespen betätigen sich also durchaus im Pflanzenschutz. Zudem tragen sie auch zur Bestäubung der Nutzpflanzen bei: Die erwachsenen Tiere brauchen als ‚Flugbenzin‘ Nektar, den sie an Blüten trinken. Dabei übertragen sie auch Pollen, der in ihrem Haarkleid hängen bleibt. Wegen dieser Eigenschaften stehen sie als wichtiger Baustein unseres Ökosystems unter Schutz. In Mitteleuropa gibt es vereinfacht vier Gruppen Papiernest bildender, sozialer Wespen. Sie zählen alle zu der Familie der Faltenwespen (Vespidae), die ihre Flügel im Sitzen auf dem Rücken zusammenfalten. Eine Unterfamilie ist die der Feldwespen (Polistes).

Zu ihnen gehört die bei uns sehr häufig anzutreffende Art Polistes dominula, die Haus-Feldwespe. Charakteristisch für sie sind die beim Fliegen lang nach hinten herabhängenden Hinterbeine. Sie kann auf ‚Wasser laufen‘ und baut ihre Nester gerne unter Dachziegeln, in Fensterzwischenräumen oder offen im Gewächshaus. Dabei ist das Papier immer grau und das Nest hat keine Hülle, das heißt man kann auf der Wabenscheibe die Brut sehen. Eine weitere Unterfamilie bilden die Echten Wespen (Vespinae).

Zu Ihnen gehören drei Gattungen: Zu der Gattung der Kurzkopfwespen (Vespula, der Kiefer setzt unter dem Auge an) zählen die Arten Rote Wespe (Vespula rufa), die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris) und die Deutsche Wespe (Vespula germanica). Zu der Gattung der Langkopfwespen (Dolichovespula, zwischen Kiefer und Auge gibt es eine deutliche Wange) zählen die Mittlere Wespe, unsere umgangssprachliche kleine Hornisse (Dolichovespula media), die Waldwespe (Dolichovespula sylvestris), die Sächsische Wespe (Dolichovespula saxonica), und die Norwegische Wespe (Dolichovespula norwegica).

Alle diese bauen Papiernester mit einer äußeren Papierhülle und fast alle bauen am liebsten in geschützten Räumen. Also auf dem Dachboden, im Schuppen, manchmal auch im Komposthaufen oder in Bodenhöhlen (Deutsche Wespe und gemeine Wespe) und manchmal auch frei an Wänden (Dolichovespula saxonica). Die Ausnahme macht die Mittlere Wespe (Dolichovespula media) mit ihren grautönigen Nestern aus Pappelholz, die sie grundsätzlich frei in Sträucher oder an niedrige Dachvorsprünge hängt. Junge Nester haben manchmal einen Eingangsschornstein, der aber an reiferen Nestern verschwindet.

Stichwort Pappelholz: ‚Papierwespen‘ bauen ihre Nester aus Holz, vorzugsweise aus totem Holz, das schon ein wenig verwittert und somit leichter abzunagen ist. Sie schaben mit ihren Kiefern Holzfasern ab, produzieren mit ihrem Speichel quasi Papiermaché daraus und setzen jede ’Ernte‘ an die schon bestehenden Neststücke an. Das gibt den Nestern eine charakteristische Streifenfärbung, je nach Holzart in verschiedenen Grau- und Brauntönungen. Manchmal erwischen sie auch farbig gestrichene Holzhütten o.ä. dekorative Gartenaufbauten aus Holz. Dann findet man in den Nestern bunte Streifen.
Für beide, Langkopf- und Kurzkopfwespen, gibt es sozialparasitisch lebende (also an den Nestern schmarotzende) Kuckuckswespen, die hier einmal außen vor bleiben sollen.

Die dritte Gattung und damit vierte Gruppe bilden die Hornissen (Vespa). Dazu zählen bei uns in Deutschland die einheimische Art Vespa crabro und die kürzlich eingewanderte, invasive Art Vespa velutina nigrithorax. Vespa crabro steht nach der Bundesartenschutzverordnung unter besonderem Schutz. Vespa velutina, die Asiatische Hornisse, ist als invasive Einwanderin allerdings als meldepflichtig und als zu entfernen kategorisiert.

Unsere Vespa crabro ist die größte unter den einheimischen sozialen Falten- oder Papierwespen. Die Königin wird ca. 3 cm lang, die Arbeiterinnen um die 2,5 cm. Die Männchen (Drohnen) liegen in der Größe dazwischen und sind deutlich an ihren langen, ‚gehörnten‘ Fühlern zu erkennen (s. Bild ‚Drohn auf Apfel‘). Wie alle anderen Faltenwespen auch, ist sie hauptsächlich gelb schwarz gefärbt. Der Kopf, der Oberkörper und die ersten Hinterleibssegmente tragen aber auch einen Anteil rotbrauner Färbung.

Die überwinternde, begattete Königin fängt Ende April mit der Nestgründung an. Dafür sucht sie dunkle, geschützte Stellen wie Baumhöhlen auf (s. Bild Anflug). Manchmal erwärmt sich die Königin aber auch für einen Dachboden oder einen Vogelnistkasten. Letzterer wird nach einer Weile zu klein, der Nestbau quillt dann quasi aus ihm heraus (s. Bild Nest an Nistkasten) oder der Staat zieht um (Filialnester). In der Nestgründungsphase baut die Königin die ersten Papierzellen an einem Stiel, was aussieht wie ein umgedrehter Schirm. Alte Nester werden nicht wieder besetzt. Holz für das Papier sammelt sie an Totholz, das von Pilzen anverdaut ist. Die Eier, die sie darin ablegt, bebrütet sie etwa 2 Wochen lang mit Brutwärme, die sie durch Zucken der Flugmuskulatur erzeugt. Ihren Energiebedarf für die Bebrütung deckt sie mit süßen Pflanzensäften, die sie an Frühjahrsblühern, an austreibenden Bäumen, an Saftstellen an Bäumen und Sträuchern oder an altem Fallobst deckt. Die dann geschlüpften Larven werden bis zur Verpuppung mit tierischem Protein gefüttert. Die ersten Arbeiterinnen schlüpfen 30 bis 50 Tage nach Eiablage. Sie übernehmen den Nestbau, die Nahrungsbeschaffung und die Brutpflege. Kurios dabei ist, dass die Larven ihre Ammen für die Fütterung mit den Resten ihrer Verdauung belohnen. Sie nehmen den Fleischbrei an, verdauen ihn und geben den Rest als protein- und zuckerhaltigen Tropfen wieder ab. Dieser wird von den Ammen aufgenommen und verzehrt.

Hornissen sind für den Menschen, solange man ihren Nistbereich nicht stört, harmlos. Sie erzeugen durch ihre Größe und den dunklen Flugton gehörigen Respekt, sind aber in der Regel nicht aggressiv und schmarotzen auch nicht an unserer Kaffeetafel oder dem Grillgut wie ihre beiden kleinen Schwestern Deutsche und Gemeine Wespe. Entdeckt man ein Nest im Garten, sollte man sich eher darüber freuen, denn ein Nest kann im Laufe des Wespenjahres mehrere Kilo Insekten vertilgen. Darunter auch andere Wespen, z.B. Deutsche und Gemeine Wespe, und Fliegen, die gerne an unserem Grillabend oder der Kaffee- und Kuchenrunde teilhaben. Auch Blattläuse, Blattwespenraupen, Schmetterlingsraupen und Käferlarven, die Blüh- und Nutzpflanzen schädigen, stehen auf dem Speiseplan. Wird man doch einmal gestochen, weil sich ein Tier bedroht fühlte, so ist ein Hornissenstich für gesunde Menschen ohne Wespenallergie auch nicht gefährlicher als ein Stich einer anderen Wespe oder einer Biene.

Da einheimische Hornissen und ihre Nester unter besonderem Schutz stehen, dürfen sie nicht beschädigt oder entfernt werden. Auch wenn sie im Haus, Schuppen oder im Baum neben dem Haus nisten, gibt es fast immer einen Weg, wie man sich mit ihnen arrangieren kann. Sogar wenn ihre hornissentypische Unart, sich im Nest zu entleeren und die nicht besonders lecker riechenden Exkremente unter sich fallen zu lassen, Ärgernis erzeugt, kann man eine Lösung finden. In der Regel sterben die Nester bis Ende Oktober/Anfang November ab. Nur die begatteten Jungköniginnen überleben in ihren Verstecken in Totholz oder Spalten in Holzstapeln, Blätterhaufen etc. bis zum nächsten Jahr.

Nicht erwünscht und sogar melde- und beseitigungspflichtig ist dagegen die neu im Saarland und in Rheinland-Pfalz eingewanderte Asiatische Hornisse Vespa velutina nigrithorax. Ihr deutscher Name verrät ihren Herkunftsort: Asien, die spezielle Art kam wahrscheinlich per Landweg aus China, Yunnan. Zuerst ist sie 2004 in Frankreich, im Lot-et-Garonne entdeckt worden, von wo aus sie sich westwärts recht schnell bis nach Spanien und Portugal, ost-nord-süd-wärts über ganz Frankreich bis zu uns ins Saarland und nach Rheinland-Pfalz verbreitet hat. Mit Mut zur Lücke ist sie sogar in Hamburg angekommen (eine animierte Karte findet man unter https://frelonasiatique.mnhn.fr/biologie/#CarteProgression). Im Saarland hat man die ersten Tiere 2020 gefunden, in Rheinland-Pfalz schon 2014.

Die Asiatische Hornisse teilt viele der im Vorangegangenen beschriebenen Eigenschaften mit unserer einheimischen Hornisse. Warum ist sie dann eine Bedrohung? Die Asiatische Hornisse ist sehr anpassungsfähig, hat eine viel höhere Fortpflanzungsrate als Vespa crabro und bejagt vor allem in der Bestäubung tätige Insekten wie (Schweb-)Fliegen und Honigbienen. Da sie durch ihre sehr großen Nester und durch die viel größere Anzahl an Nestern pro km2 viel mehr Insekten vertilgt als unsere einheimische Hornisse und zudem auch zum Ernteschädling werden kann, weil sie bestäubende Insekten schädigt und Früchte wie Wein und Beeren anbeißt, ist sie als invasives Neozoon kategorisiert (Unionsliste – Neobiota (BfN), https://neobiota.bfn.de>Unionliste). Dies auch, weil sie potentiell einheimische Wespenarten verdrängen kann.

Vespa velutina nigrithorax ist ein sehr wendiger Jäger, der Insekten im Flug erbeutet, wie alle Faltenwespen an einem Ansitz zerlegt und nur die Flugmuskulatur als Proteinnahrung für die Larven im Nest mitnimmt. Die Tiere sind eigentlich fast genauso schön wie Vespa crabro. Sie haben einen schwarzen Kopf, ein gelb-oranges Gesicht und einen schwarzen Oberkörper (nigri=schwarz, Thorax=Oberkörper/Brust). Die Flügel sind rauchgrau-braun, die Oberschenkel und Schienbeine sind schwarz, die Füße gelb. Deswegen heißen die Tiere im Englischen auch ‚yellow-legged hornet‘. Der Hinterleib ist grundsätzlich schwarz, allerdings haben die ersten drei Hinterleibssegmente auf der Oberseite dünne, gelbe Abschlussstreifen und das drittletzte Hinterleibssegment ist breit orange-gelb gefärbt (s. Bild, Quelle Wikipedia Commons, Vespa Watch). Während der Eindruck einer vorbeifliegenden Vespa crabro gelb ist, ist der einer vorbeifliegenden Asiatischen Hornisse schwarz.

Ihre grau-braunen Papiernester baut sie fast überall. Im Frühjahr (April) beginnt sie mit dem Nestbau an niedrigeren Orten wie Schuppen, Vogelkästen, in Sträuchern, auch am Boden. In den meisten Fällen werden solche Primärnester dann aber im späteren Bauverlauf verlassen und die Tiere ziehen hoch in Baumwipfel oder an höhere Stellen an Gebäudewände oder Felsvorsprünge. Manchmal 40m hoch. Man spricht dann von Sekundärnestern, in denen Oktober/November Drohnen und neue Königinnen in großer Anzahl geboren werden. Da diese Nester durch spezielle, vielschichtige Papierhüllen mit vielen Lufttaschen hervorragend kälteisoliert sind und die Tiere in kalten Nächten in der wärmenden Nestgemeinschaft ausharren, können die Nester bis in den späten Dezember aktiv bleiben. Letztendlich sterben sie aber ab und nur die begatteten Jungköniginnen verstecken sich genauso wie die Königinnen der einheimischen Hornisse zum Überwintern, sie teilen sich manchmal sogar Verstecke. 

Drohn der Vespa velutina nigrithorax (übersetzt ‚Haarige Wespe mit schwarzem Oberkörper‘; Vespa=Wespe, velutina=haarig, nigri=schwarz; thorax=Oberkörper) Merkmale 1 – schwarzer Kopf, Gesicht orange-gelb, 2 – schwarzer Thorax, 3 – gelber Ring des 2. Hinterleibsegmentes, 4 – oranger Ring des drittletzten Hinterleibsegmentes, 5 – gelber Fuß

Schnell einmal verwechselt, also bitte genau hinsehen: Links Königin Dolichovespula media (Mittlere Wespe, besonders geschützt), Mitte Arbeiterin Vespa Velutina nigrithorax (Asiatische Hornisse, invasiv), rechts Arbeiterin Vespa crabo (Einheimische Hornisse, besonders geschützt)