Informationen von Dr. Marion Magdeburg, Vizepräsidentin der Tierärztekammer des Saarlandes und prakt. Tierärztin in Sulzbach und Bildstock.
Im Wald sollten Spaziergänger, Jogger oder Fahrradfahrer, aber auch Hunde möglichst die Waldwege nicht verlassen. Das dient zum einen der eigenen Sicherheit und zum anderen wird das Wild nicht unnötig beunruhigt. Wildtiere kennen die Spazierwege, auf denen sich häufiger Menschen bewegen, genau und halten instinktiv Abstand.
In der Dämmerung oder gar nachts sollte man auf gar keinen Fall quer durch den Wald laufen. Zu dieser Zeit sind die meisten Wildtiere unterwegs und die Wahrscheinlichkeit, auf ein Wildtier zu treffen ist relativ hoch. Aber auch tagsüber sollte man z. B. beim Pilze sammeln vorsichtig sein, da Wildtiere dann in den Dickungen und Hecken liegen um zu ruhen.
Wildtiere sind normalerweise friedliche und vorsichtige Tiere, und haben eher Angst vor dem Menschen. Sie greifen nur an, wenn sie sich bedroht fühlen und es für sie keine Möglichkeit zur Flucht gibt. Grundsätzlich gilt: Ruhe bewahren und nicht einfach losrennen, sowie dem Wildtier die Möglichkeit zur Flucht lassen.
Wie verhalte ich mich, wenn ich auf
- einen Fuchs treffe:
Ruhig stehen bleiben. Füchse, vor allem Jungfüchse sind oft neugierig und beobachten ihr Gegenüber erst einmal. Sie bleiben jedoch in der Regel auf Distanz und verschwinden dann wieder im Unterholz. Probleme gibt es nur, wenn diese Tiere durch regelmäßige Fütterung (ist von Gesetzes wegen verboten!) an den Menschen gewöhnt werden und ihre Scheu verlieren.
Hunde müssen unbedingt von Füchsen ferngehalten werden, da diese ein nicht unerhebliches Infektionsrisiko darstellen (z. B. Übertragung von Räude und/oder Staupe. Auch Impfschutz des Hundes immer beachten!).
- ein Reh treffe:
Auch hier gilt: Ruhe bewahren. Rehe sind sehr scheu und meiden den Menschen. Im Normalfall ergreifen sie sofort die Flucht.
Ausnahme: Leben Rehe in der Nähe menschlicher Behausungen und werden diese von Menschen gefüttert (ist von Gesetzes wegen verboten!), dann bleiben sie durchaus auch länger stehen. Dies gilt auch, wenn ein an der Leine geführter Hund dabei ist, da Rehe durchaus die Gefahr, die von einem freilaufenden Hund im Gegensatz zu einem angeleinten Hund ausgeht, zu unterscheiden lernen.
- ein Wildschwein treffe:
Auch Wildschweine meiden den Menschen. Gefahr in Form eines Angriffs kann aber in drei Situationen drohen:
- Eine Bache hat Frischlinge und fühlt sich und ihren Nachwuchs bedroht. In diesem Falle wird sie ihre Frischlinge um jeden Preis verteidigen.
- Ein Wildschwein wurde, z.B. bei der Jagd oder durch einen Autounfall verletzt. Aufgrund der Schmerzen sinkt die Fluchtbereitschaft. Wird dann die Fluchtdistanz unterschritten, erfolgt ein Angriff. Deswegen gilt hier ganz besondere Vorsicht. In einem solchen Fall sollte umgehend die Polizei benachrichtigt werden, damit das verletzte Tier erlegt und erlöst wird und keine weitere Gefahr darstellt.
- Ein Hund trifft auf ein Wildschwein oder verfolgt es sogar. Dann kann es passieren, dass das Wildschwein abrupt anhält und zum Angriff übergeht. Ein einzelner Hund hat dann in der Regel keine Chance und sein Übermut kann ihn das Leben kosten.
Bevor ein Wildschwein angreift, warnt es sein Gegenüber durch Schnauben. Zieht sich der potentielle Feind nicht zurück, werden die Eckzähne aufeinandergeschlagen. Ist auch dies nicht erfolgreich, startet das Wildschwein einen Scheinangriff, bei dem es kurz vor dem Feind abstoppt. Erst ganz zum Schluss oder wenn die Gefahr von vornherein zu groß erscheint, erfolgt der tatsächliche Angriff aus vollem Lauf und mit gesenktem Kopf.
Beim Anblick eines Wildschweins sollte man niemals versuchen, das Tier durch wildes Armewedeln oder mit einem Stock zu verscheuchen – dies kann erst recht einen Angriff auslösen. Am besten geht man langsam rückwärts in die Richtung zurück, aus der man gekommen ist und behält dabei das Tier im Auge.