Landesjägermeister Josef Schneider konnte am Samstag, 21. Januar 2017, rund 140 Funktionsträger und Gäste zur jährlichen Arbeitstagung begrüßen. „Jungjäger“ Roland Theis für die CDU-Fraktion und Pia Döring von der SPD-Fraktion waren hochrangige Gäste aus der Landespolitik, aber auch der Leiter der Obersten Jagdbehörde Dr. Hubertus Lehnhausen, der SaarForst-Chef Hans-Albert Letter und Vertreter weiterer Behörden und befreundeter Verbände. Einige regelmäßige Gäste wie der Umweltminister Reinhold Jost oder unser Freund Hans-Gerhard Jene waren leider durch die „Grüne Woche“ in Berlin verhindert.
Erstmals war die VJS zu Gast im Gasthaus Bohlen in Bubach-Calmesweiler. Das Stamm-Tagungs-Lokal in Humes hat leider zum Jahresende seine Tore aus Altersgründen geschlossen.
Landesjägermeister Schneider dankte in seiner Rede zu aktuellen jagdpolitischen Themen dem Umweltminister und dem Innenminister für das partnerschaftliche und konstruktive Verhältnis, das man zu verschiedenen Anlässen im abgelaufenen Jahr pflegen konnte. So sei das Thema „Schalldämpfer für Jäger“ unverkrampft gelöst worden und auch in der Frage der jagdlichen Selbstlader habe man für die Bundesebene Unterstützung aus dem Saarland erfahren.
Weiter forderte der Landesjägermeister alle Jagdausübungsberechtigten des Saarlandes sowie ihre Ehepartner auf, an dem komplizierten Verfahren zu den Sozialwahlen der LBG in diesem Jahr teilzunehmen und die Sache der Jagd zu unterstützen. Die Jägerinnen und Jäger müssen leider der SVLFG, wie sie offiziell heißt, mangelnde Transparenz vorwerfen und auch aktuell sei die Liste von DJV und BJV nicht als „Liste Jagd“ zugelassen worden, sondern nur als „Freie Liste Jordan, Piening, Schneider, Wunderatsch, Ruepp“.
Josef Schneider erläuterte das neue Veranstaltungskonzept der VJS, wofür aber in einem kleinen, aber wichtigen Detail die Satzung geändert werden müsse (dass die Mitgliederversammlung auch später als bis zum 30.06. eines jeden Jahres stattfinden kann). Auch habe der Vorstand einstimmig beschlossen, am Landesjägertag eine Beitragserhöhung zur Abstimmung zu stellen. Der DJV erhöhe seinen Beitrag um 5 EURO, was von der VJS nicht aus der Substanz getragen werden könne. Die Rücklagen seien stetig abgeschmolzen durch notwendige Investitionen ins Jägerheim und in den Schießstand. Dies und die allgemeine Inflation seit 2001 machten die Erhöhung notwendig. Er bat die Funktionsträger darum, dies zu unterstützen und den Mitgliedern die Gründe zu erläutern.
Im „Superwahljahr 2017“ sollten die Jägerinnen und Jäger auf jeden Fall von ihrem Stimmrecht Gebrauch machen.

Niederwildhege im 21. Jahrhundert: Unser Wild – Unsere Verantwortung!“ hieß dann der Vortrag von Wildmeister (DJV) Christoph Hildebrandt, dem Leiter der Landesjagdschule des LJV Rheinland-Pfalz e.V..
Engagiert erläuterte der Referent die drei Säulen der erfolgreichen Niederwildhege Biotopverbesserung, Prädatorenmanagement und nachhaltige Nutzung. Den Landwirten, Politikern und auch den Jägern selbst erklärte er sachlich und begründet ihre jeweilige Verantwortung bzw. Notwendigkeiten von Verbesserungen. Der Feldhase brauche – stellvertretend für die anderen Arten – Deckung, Äsung und Artgenossen. Niederwild generell brauche Randstreifen, aber die derzeitige Förderung für Landwirte im Rahmen von Agrarumweltprogrammen sei viel zu niedrig, um Landwirten entsprechende Anreize zu schaffen, dies auch in die Praxis umzusetzen. Die Chancen des „Greening“ würden noch viel zu wenig genutzt. § 24 SJG verpuffe, weil er nicht in die Praxis umgesetzt werde, weil die Jäger viel zu wenig Traute hätten, dies von ihren Jagdgenossen auch einzufordern, bemängelte Hildebrandt.
Ein spezielles Problem seien auch Windkraftanlagen. Windkraftanlagen schlagen nicht nur Fledermäuse und Vögel tot, sondern verursachten auch Lärm. In der Nähe von Windkraftanlagen könnten verschiedene Vogelarten, die sich zur Balz akustisch anlockten, nicht mehr hören. Dementsprechend sei die Partnersuche hochgradig gestört und das könne zum Aussterben einer Art in der Nähe von Windkraftanlagen führen.
Aber auch wenn der Lebensraum wieder besser sei, reiche dies allein noch nicht aus. Der Wildmeister wies mit drastischen Beispielen auf die Notwendigkeit der Fuchsbejagung hin. Gerade in der Aufzuchtzeit des Niederwildes ziehe auch der Fuchs seine Jungen auf. Und er trage so lange Nahrung an den Bau, wie sich Welpen darin befänden, ob diese diese Menge an Nahrung bräuchten oder nicht. Deshalb sei die Schonzeit für Jungfüchse im Saarland absolut unverständlich. Er forderte die Politik auf, dies wieder rückgängig zu machen. 770 Füchse, die im Saarpfalz-Kreis z.B. in der Streckenstatistik gestanden hätten, von denen jeder im Jahr ungefähr 150 kg Fleischnahrung bräuchten, fressen demnach eine Menge, die 462.000 Steaks entsprächen! Das nur mal, um sich die Größenordnung klar zu machen, was an Eiern und Jungwild oder auch größeres Wild von Füchsen erbeutet werde. 75 % der Strecke des Fuchses sollte deshalb als Jungfüchse bis Ende Juni gemacht sein. Dies sei im Saarland aufgrund der Schonzeit leider nicht möglich. Dass im Staatswald keine Füchse geschossen würden, könne er überhaupt nicht verstehen. Das sei unsolidarisch mit den Niederwildrevieren im Offenland und dass der Fuchs Mäusepopulationen regulieren könne, sei einfach nur ein Märchen.
Ein weiterer wichtiger Prädator sei die Rabenkrähe. Auch hier sei es völlig unverständlich, dass diese im Saarland nicht mit Jagd- und Schonzeit dem Jagdrecht unterliege und die Jäger zusammen mit den Landwirten auf den Einzelantrag angewiesen seien. So könne keine Politik zugunsten der bedrohten Tierarten des Offenlandes betrieben werden. Abschließend bat er die Jägerinnen und Jäger, sich immer an Zählaktionen der Jägerschaft zu beteiligen, was eine Basis für das „Wildtiermanagement“ sei.
„Wer will, findet Wege, wer nicht will, findet Gründe!“ Dieser Satz beendete seinen Vortrag, in der Hoffnung, den Anwesenden Motivation gegeben zu haben, das Ruder „rumzureißen“.
Dr. Daniel Hoffmann bedauerte in seinem Vortrag, dass es seit 2007 keine vorgeschriebene Stilllegung mehr gebe. Brachflächen seien zwar nicht das „non plus Ultra“, aber seine Statistiken zeigten eindeutig entsprechende Zusammenhänge auf.
Untersuchungen aus Österreich zeigten hohe Korrelationen zwischen der Niederwilddichte und den Faktoren Sommergetreide, Luzerne und Dauergrünland. Das Sommergetreide nehme seit etwa 1990 im Saarland stetig ab und gehe in Richtung „null“. Für die Periode ab 2020 sehe er die letzte Chance, durch entsprechende Regelungen der Agrarförderung noch etwas zu verbessern. Anschließend seien die Offenlandarten dem Tode geweiht, falls nichts passiere. 2017 finde nochmal eine „flächendeckende Einschätzung“ statt und er bat die Hegeringleiter, hierfür bei den Revierinhabern zu werben. Er präsentierte die Ergebnisse diesbezüglich aus den letzten Jahren. Z.B. sei der Dachs mittlerweile wieder flächendeckend verbreitet, der Waschbär am Einwandern aus Richtung Nordosten und das Rebhuhn praktisch ausgestorben. Die Fuchsräude habe im Bereich Neunkirchen offensichtlich einen Schwerpunkt und leider seien die Kaninchen durch einen neuen Stamm der RHD wiederum bedroht.
Was bisher viel zu wenig Beachtung finde, sei die Schwächung des Immunsystems auch bei Wildtieren. Einseitige Nahrung und Antibiotika, die in die Natur gelangten, beeinträchtigten die Darmflora. Die Darmflora ist jedoch der Hort des Immunsystems. Das sei bei den Wildtieren nicht anders als beim Menschen. Aktuell gebe es sogar jede Menge multiresistenter Keime in der freien Landschaft. Und dann sterben die Hasen an Lungenentzündung und „niemand weiß warum!“
Bild. Landesjägermeister Josef Schneider bedankt sich bei Wildmeister Christoph Hildebrandt mit einem kleinen Präsent aus dem Saarland.