Ein Projekt der Kreisgruppe Saarlouis der Vereinigung der Jäger des Saarlandes (VJS)
Seit vielen Jahren ist ein stetiger Rückgang der Populationen der typischen Tierarten der Feldflur zu beobachten. Dies betrifft sowohl Wildarten, für die die Jägerschaft eine Hegeverpflichtung wahrzunehmen hat, als auch Vogel- und Säugetierarten, die dem Naturschutzrecht unterliegen. Als gefährdete Arten sind insbesondere das Rebhuhn, die Feldlerche, der Fasan, der Hase, sowie eine Vielzahl von Insekten und Schmetterlingsarten zu nennen. Die Ursachen für den Artenrückgang sind vielschichtig.
Ein wesentlicher Grund dürfte im Verlust geeigneter Lebensräume zu finden sein, ein weiterer in dem massiv gestiegenem Prädatorendruck. Die Jägerschaft ist die einzige Institution, die flächendeckend in den landwirtschaftlich geprägten Gebieten des Saarlandes vertreten ist und mit allen Eigentümern bejagbarer Flächen, den Jagdgenossen, Pachtverträge für die jagdliche Nutzung abgeschlossen hat.
Aus diesen Gründen hat sich die Jägerschaft der Kreisgruppe Saarlouis dazu entschieden, das Projekt „Artenreiche Kulturlandschaft Saarlouis“ ins Leben zu rufen. Sie hat das Ziel, die Situation der Niederwildbestände und der sonstigen Bodenbrüter und Offenlandbewohner zu verbessern. Zielarten sind alle Bodenbrüter (auch Nichtwildarten), Hasen, Kaninchen, Insekten wie Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und sonstige schützenswerte Kleinlebewesen.
Im Landkreis Saarlouis gibt es derzeit 78 Reviere, von denen der Großteil der Reviere in größerem Umfang Feldanteile besitzt, in denen die Problematik des Niedergangs der Arten der Agrarlandschaft ein schwerwiegendes ökologisches Problem darstellt. Dessen sind sich die Projektinitiatoren bewusst und wollen hier gegensteuern. Um den Mitgliedern der Kreisgruppe entsprechende Anregungen und Hilfestellungen zu geben, ist die Kreisgruppe beginnend 2017 dabei, in verschiedenen Revieren Musterbiotopflächen anzulegen. Diese rund 30 Reviere nennen wir „neudeutsch“ Hot-Spot-Reviere. Diese Reviere sollen in Zukunft als Multiplikatoren in der Jägerschaft dienen. In diesen Revieren, die in unterschiedlichen Naturräumen liegen, wurden zudem die Kosten der Herstellung der Biotope ermittelt, um auch hier eine valide Datengrundlage zu schaffen.
Das Projekt steht und fällt mit der Bereitschaft der Jagdgenossen als Grundeigentümer bzw. der Landwirte als Bewirtschafter, geeignete Flächen in der Feldflur zur Verfügung zu stellen. Hier muss absolute Planungssicherheit hergestellt werden, da unbedingt zu vermeiden ist, dass Landwirte Sanktionen bzgl. der Ausgleichszahlungen der EU zu ertragen haben, weil sie sich an dem Projekt beteiligt haben.
Grundsätzlich ist anzustreben, geeignete Flächen über mehrere Jahre zu nutzen, da sich optimale Strukturen oftmals erst nach einigen Vegetationsperioden einstellen. Die zurzeit übliche Praxis des Greenings nach der Ernte bis zur Einsaat des Sommergetreides bringt erfahrungsgemäß kaum Nutzen für die Zielarten des Projekts.
Von wesentlicher Bedeutung ist es, Flächen herzurichten, die insbesondere in der Aufzuchtzeit der Jungvögel über ein entsprechendes Angebot an erreichbarer Insektennahrung verfügen. Sowohl für Rebhuhn als auch Fasan wurde das Verhungern der Küken als Hauptverlustursache festgestellt.
Im Herbst des Jahres 2017 wurden alle Revierinhaber angeschrieben und befragt, ob Interesse an der Teilnahme an diesem Projekt besteht. Die Interessenten werden anschließend in die Musterreviere eingeladen und die bisher geleistete Arbeit wird vorgestellt.
Im Anschluss daran werden Weiterbildungsangebote in folgenden Bereichen angeboten:
- Flächen-Akquise / Anlage von Wildäckern / Biotopverbesserung / Notzeitfütterung
- Wildzählung und Bestandserfassung / Monitoring nach Vorgaben des W.I.L.D. (Wildtierinformationssystem der Länder Deutschlands)
- Prädatoren-Management
- Verwertung erlegten Raubwildes / Abbalgseminare
Gestaltung der Flächen
Bei der Herstellung der Flächen ist zu beachten, dass sie sowohl Äsung (Nahrung) als auch ganzjährig Deckung (Versteckmöglichkeiten) bieten. Dies ist zu erreichen, indem möglichst viele schmale Streifen unterschiedlicher Pflanzen und Pflanzengesellschaften nebeneinander angesät werden. Des Weiteren ist zu beachten, dass zumindest ein Teil der Streifen auch über den Winter hin seine Struktur erhält und auch bei Schnee Schutz und Nahrung bietet.
Durch den streifenförmigen Anbau werden somit Strukturen neu geschaffen, wie sie über Jahrhunderte in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft Bestand hatten und den Bodenbrüterarten optimale Lebensräume boten.
Prädatoren-Management
Zur Unterstützung der biotopoptimierenden Maßnahmen ist eine Intensivierung der Prädatoren-Bejagung notwendig. Zu diesem Zweck sollen im Rahmen des Projektes verschiedene Fanggeräte angeschafft werden. Diese sollen dem aktuellen Stand der Technik entsprechen, in der Praxis bewährt und leicht zu bedienen sein.
Ausblick:
Wir erwarten uns nach der Einsaat der Flächen in diesem Frühjahr 2018 einen ersten großen Fortschritt im Projekt und sind uns bewusst, dass das Wort „learning by doing“ in diesem Projekt einen ganz großen Stellenwert hat und weiter haben wird. Es gibt ausreichend Lehrbücher über die Niederwildhege und es gibt viele, die schon Vieles ausprobiert haben, aber eben noch nicht bei uns.
Ich bedanke mich bei allen, die mitmachen und mithelfen, insbesondere auch bei der Obersten Jagdbehörde, die das Projekt aus Mitteln der Jagdabgabe unterstützt und uns wesentlich hilft, bürokratische Hürden zu überspringen.
Jürgen Schmitt, Kreisjägermeister